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Editorial 2023/1

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von migrazine
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Émulb am Feuerwerk ©Arang Choi
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Geister und Gespenster- migrazine Ausgabe 2023

English below

Wenn wir an Geister und Gespenster denken, tauchen verschiedene Assoziationen auf, von solchen, die uns bestärken, uns ein Gefühl des Vertrauens und der starken Intuition vermitteln, bis hin zu solchen, die uns Angst machen. Horror, Déjà-vu, Märchen, Offenbarungen, Visionen, Vorahnungen, Aberglaube - sie alle haben irgendeine Beziehung zu Geistern und Gespenstern. Aber gibt es sie oder nicht, und wer kann das schon sagen? Und was sagen sie eigentlich über uns und unsere gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Gesellschaften aus?

Mit den aktuellen dekolonialen Debatten und Diskursen, die in den "westlichen" Wissensinstitutionen mehr Beachtung finden, haben spirituelle Weisheiten und damit auch Geister ein gewisses Maß an Anerkennung und Respekt gewonnen. Selbst in klassisch linken, marxistischen Kontexten finden wir Raum für Beiträge indigener und volkstümlicher spiritueller Traditionen aus Afrika, Asien und Amerika. Geister haben jedoch auch in Europa eine lange Geschichte in der Volkskultur und im Volksglauben, und sie werden auch als analytische Kategorien für philosophische, anthropologische und soziologische Überlegungen verwendet.

Von Geistern aus der Vergangenheit heimgesucht zu werden, ist eine Metapher für den Umgang (oder Nicht-Umgang) mit traumatischen Ereignissen aus der Vergangenheit oder dem Kriegserbe, das die Gegenwart und Zukunft immer wieder beeinflusst. In indigenen Kulturen, z. B. im Amazonasgebiet oder in Mexiko, leben die Geister der Vorfahren mit den Lebenden zusammen, und die Zeit wird anders, als nicht linear, konzeptualisiert. Jüngste Projekte in Europa lenken die Aufmerksamkeit auf diejenigen, die gestorben sind, aber immer noch unter uns leben, sowie auf die Verantwortung für diejenigen, die aufgrund zeitgenössischer nekropolitischer Regime gestorben sind.

Spirits and Ghosts- migrazine Issue 2023

When we think of spirits and ghosts, different associations come up, from those that empower us, give us a feeling of trust and strong intuition to those that frighten us and reawaken generational trauma. Horror, deja-vu, tales, revelations, visions, premonitions, superstitions all have some kind of relation to spirits and ghosts. But do they exist or not, and who can say? And what do they actually say about us and our present, past, and future societies?

With current decolonial debates and discourses garnering more attention in “Western” institutions of knowledge, spiritual wisdom and thus spirits have been gaining a certain amount of acknowledgement and respect. Even in classical leftist, Marxist contexts, one can find inputs from indigenous and vernacular spiritual traditions from African, Asia and the Americas. Ghosts, however, have had a long history in popular culture and folk beliefs in Europe as well, and they are also used as analytical categories for philosophical, anthropological, and sociological reflections. 

Being haunted by ghosts from the past represents a metaphor for dealing (or not dealing) with traumatic past events or war heritage that keep influencing the present and future. In indigenous cultures, for instance in the Amazon region or in Mexico, spirits from ancestors live with those who are alive, and time is differently conceptualized as nonlinear. Recent projects in Europe call to attention those who died but are still living with us as well as the responsibility for those who died due to contemporary necropolitical regimes. 

In dieser Ausgabe hat die Journalistin Ipek Yüksek freundlich mitgearbeitet.

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