Mehr als ein Trend
Die Tweets mit dem Hashtag #SolidarityIsForWhiteWomen sprachen unterschiedlichste Themen an: etwa dass Native American women von sexualisierten Übergriffen durch Weiße Männer stärker betroffen sind, ebenso wie Probleme, mit denen sich arme Mütter in der Rezession konfrontiert sehen. Viele Tweets befassten sich mit Fragen von race und Klasse in feministischen Organisationen. Anfänglich berichteten die Mainstream-Medien nicht über den Hashtag, aber als er in mehreren Ländern aufgegriffen wurde, reagierten unterschiedlichste Webseiten darauf. Manche kontaktierten mich direkt, andere nicht, aber alle sprachen über die Probleme, die der Hashtag aufzeigte. Und das war das Beste, das passieren hätte können.
Mikki Kendall (auf Twitter: #SolidarityIsForWhiteWomen und ist Autorin, Aktivistin und Gründerin von www.hoodfeminism.com.
Übersetzung aus dem Englischen: Susanne Kimm. Anmerkung der Übersetzerin: Da sich der Kommentar auf den US-amerikanischen Kontext bezieht, wurden Begriffe wie women of color und race im Original belassen.
Fußnote
[1] Siehe dazu zum Beispiel: http://www.buzzfeed.com/alisonvingiano/why-did-controversial-feminist-hugo-schwyzer-have-a-twitter
Alltagsrassismus ist kein Mythos, sondern deutschsprachige Realität. Wer aufgrund der Hautfarbe oder des Namens nicht ins Bild passt, wird täglich mit Diskriminierung und Othering konfrontiert. Darüber gesprochen wird bereits lange, zahlreiche Blogs und Tweets über Erlebnisse wurden schon verfasst. Seit Ende letzten Jahres startete auch in den deutschen Mainstream-Medien eine Debatte über Antirassismus, ausgelöst durch Kritik an rassistischen Begriffen in Kinderbüchern.
Anfang September fand in Berlin die Veranstaltung "Sexismus und Rassismus ab_bloggen" der Friedrich-Ebert-Stiftung statt. Neben Netzfeminismus wurde auch über Antirassismus gesprochen, auf dem Podest standen Kübra Gümüşay, Sabine Mohamed und Jamie Schearer. Spätestens hier wurde klar, dass ein einheitlicher Hashtag wie bei #Aufschrei nötig ist. Nach einer Diskussion auf Twitter über den Namen des Hashtags startete am Nachmittag des 6. Septembers #SchauHin. Meine gesamte Timeline und ich selbst zogen mit.
Sichtbar wurden dabei nicht nur die Quantität alltagsrassistischer Konfrontationen, sondern auch ihre unterschiedlichen Formen, die Rolle von Machtverhältnissen und die Reaktion der Unterdrückenden auf Kritik. Trolls lassen sich im Internet kaum vermeiden, ignorante Erwiderungen über „umgekehrten Rassismus“ leider ebenso wenig.
#SchauHin ist mehr als ein Twitter-Trend. Schließlich ist Alltagsrassismus on- und offline relevant. Auf der dazugehörigen Facebook-Seite werden Artikel, Erlebnisse und Debatten diesbezüglich geteilt.
Hengameh Yaghoobifarah ist Studentin und freie Autorin. Sie bloggt auf Tea-Riffic und twittert unter @sassyheng.